Suche nach Beiträgen von tomorrow.
Die Suche lieferte 2 Ergebnisse:
Re: Faszination & Vorliebe für Dark-(Romance)-RPs und Bücher
von tomorrow. am 22.07.2025 16:55Für eine Person, die selbst gar kein Dark Romance liest, hab ich wahrscheinlich Mal wieder viel zu viele Meinungen - weil ich vom Thema Bücher einfach nicht die Finger lassen kann. Schwierig, i know.
Auf der einen Seite, fehlt auch mir das Verständnis für diesen plötzlichen Trend. Und ich frage mich, ob und inwieweit diese Bücher, sich auf die Wahrnehmung von zwischenmenschlichen Beziehungen auswirken. Da ist auf jeden Fall die Sorge, dass bestimmte Tabus salonfähiger, Probleme weg-romantisiert und das Verständnis von Konsens negativ beeinflusst werden. Gedanken, die sich einem schnell aufdrängen - und ein solcher Einfluss wäre schlimm.Sehr sogar.
Auf der anderen Seite, erwähnt wurden bereits Horrofilme und True Crime, dazu kommen Dramen, Tragödien, brutale Killer- und nicht zuletzt auch Rollenspiele - setzen wir uns nicht fast alle in irgendeiner From Medien aus, welche die Grenzen des real Möglichen, Erträglichen, Akzeptablen sprengen?
Aaaahhhh. Ich weiß grad nicht wo und wann, aber ich meine irgendwo das Wissen aufgesogen zu haben, dass das sogar gut für uns ist. Katharsis und so - der Rahmen aus der Realität auszubrechen und bestimmte Emotionen (egal ob Ängste, Erotik, dunkle Fantasien) gefühlt kontrolliert und ohne reale Folgen erleben zu können.
Wichtig ist ein reflektierter Umgang mit eben diesem Lesestoff, eine Kontextualisierung - die man den Leser*innen aber vielleicht auch zutrauen sollte?
Denn was ich auch beobachte, insbesondere hinsichtlich verschiedener BookTok-Trends ist vor allem eines: Kritik an "Frauenliteratur". Anführungszeichen. Ihr wisst was ich meine.
Und das ist eben leider ein Trend, so viel älter als TikTok, Social Media & co. Frauen wird besorgt über die Schulter geschaut, die Boyband madig geredet, einst eine Hysterie unterstellt, allein schon sollten diese zarten Individuen ein Buch in die Hand genommen haben - die Interessen von Frauen werden gern unter ein Mikroskop gepackt, bewertet, kritisiert.
Und damit sollten wir auch in diesem Fall aufpassen - nicht, indem wir wegsehen, jeden Dark Romance Trope ungefragt abnicken, aber vielleicht indem wir den Leser*innen zutrauen, die Realität von Fiktion unterscheiden zu können und uns fragen: Sag mal, sind wir eigentlich mit allem so kritisch, wie wir es jetzt gerade mit diesem einen bestimmten Trend sind?
Re: Warum schreiben viele Frauen MxM RPs?
von tomorrow. am 18.06.2025 02:14Der Thread ist zwar schon etwas älter, aber da es mir in den Fingern juckt, da ich zu einem ähnlichen Thema (Fanfiction als queer spaces und MxM ships) mal eine mündliche Prüfung abgelegt habe, hier mein mehr oder weniger wissenschaftlicher Senf - zumindest der Teil an den ich mich noch erinnere:
Tatsächlich liegt Oberon mit einer Theorie super richtig - die Auswahl an Protagonisten in Serien beschränkt/e sich häufig nur auf männliche Figuren, die als weitaus interessanter charakterisiert wurden und dementsprechend ergaben sich daraus dann die Ships der darauf basierenden FFs. Oft dargestellt wurden hierbei übrigens Männerfreundschaften - daraus eine Romanze zu texten ist gar kein so weiter Gedankensprung. Funfact: Der Ursprung von MxM Fanfics liegt bei Star Trek.
Nun sind nicht alle Rollenspiele film-/serien-/buch-/oder medienbasiert, sind aber vielleicht von diesem Schema ebenfalls beeinflusst, da uns vorgelebt wurde dass interessante Charaktere häufig männlich sind.
(Ich sage nicht, dass das ein bewusster Prozess oder eine Entscheidung ist, noch dass dies immer zutreffen muss!)
Eine weitere Theorie besagt, dass in den Medien heteronormative MxF Beziehungen häufig bestimmten Klischees folgen - vereinfach gesagt schwächere Frauen, dominantere Männer, Fokus auf das erreichen von Zielen wie Ehe und Familiengründung, usw. Klassische Rollenverteilung letsgo.
Zwei Männer hingegen können sich freier von diesen vorgebenen Erwartungen, gewissermaßen auf Augenhöhe begegnen. Somit stellt ein MxM Pairing, laut dieser Theorie, eine Art idealisierte Beziehungsform dar - die man selbst als Frau ggf. erstrebenswerter findet, als die in den Medien aufgezeigten Optionen für MxF.
Auch hinzukommt das entdecken der eigenen queeren Identität. In einigen Fällen ergibt sich die Auseinandersetzung mit dieser durch MxM content - ob jetzt Huhn oder Ei zuerst da war, sei Mal dahin gestellt. Allerdings bietet MxM somit Frauen einen sicheren Rahmen, sich mit Queerness auseinanderzusetzen ohne dabei einen zu starken Ich-Bezug aufzubauen, wie er vielleicht bei FxF gegeben wäre. Die Distanz kann Sicherheit schaffen.
Letzten Endes aber nebst all dieser Theorie: Schlichtweg persönliche Vorlieben, seien diese nun durch einen oder mehrere der oberen Faktoren bedingt oder einfach nur da man es selbst in irgendeiner Form attraktiv, abwechslungsreich, anders, abenteuerlich, (beliebige Alliteration einfügen) findet. :'))
Ich will auch niemandem hier ihre oder seine Antwort absprechen, Stimmen aus der Community sagen nämlich nochmal viel mehr aus, als mein angelesenes Wissen zu einigen (mittlerweile auch überholten und hinterfragten) Theorieansätzen.
Lustige Frage am Ende: Wenn Frauen jedoch tatsächlich durch MxM Pairs das ungleiche Geschlechterverhältnis gewissermaßen aushebeln wollen, warum ist dann das Omegaverse so populär geworden, werden doch hier wieder deutliche Machtgefälle und Unterschiede zwischen MxM Pairs erschaffen? :'D
Auch dazu gibt es jede Menge schlauer Leute die sich dazu schlaue Gedanken machen. It's fun!